Drei Tage rund um Goch
Unsere erste längere Tour
Wir reisten am Dienstag, 11. 7. 2017 in Goch an. Nachdem wir unsere Zimmer im Hotel Litjes bezogen hatten, nahmen wir ein vorzügliches Frühstück in der nahen Bäckerei ein. Anschließlich ging es los. Doch leider trat die erste Panne bei Birgit auf. Ihr Fahrrad machte herzzerreißende Schleifgeräusche, die aber in einer nahegelegenen Radwerkstatt behoben wurden. Alfred und Rolf probierten während dieser Zeit aus, welche Fahrräder wohl in Zukunft zu ihnen passen würden (siehe Bild).
Dann ging es endlich los. Bei herrlichem Wetter fuhren wir zunächst an der Niers entlang - über den sogenannten Papa-Klein-Wanderweg. Bis Weeze war die Niers immer im Blickfeld und zeigte sich von ihrer schönsten Seite. An Feldern und Wiesen vorbei, den Flughafen Weeze-Niederrhein streifend radelten wir über die Grenze nach Holland. Wir erkannten das andere Land nur an den gelbmarkierten Linien auf der Straße und den gelben Nummernschildern der Fahrzeuge. In Niew-Bergen war nach ca 25 km die erste Pause angesagt. In Oud Bergen wurden wir durch die Maas an der Weiterfahrt gehindert. Hier hätten wir die Fähre nehmen müssen, um auf die andere Seite zu kommen. Wir begnügten uns mit der östlichen Seite der Maas und konnten bei leichtem Seitenwind genüßlich über Afferden bis Hijen radeln. Gut ausgebaute, mit dem Knotenpunktsystem versehene Radwege führten uns über Kessel und Asperde zurück nach Goch.
Der zweite Tag begann enttäuschend. Es regnete in Strömen. Gut, dass wir unsere Fahrzeuge dabei hatten. Ursprünglich stand eine Radtour nach Xanten auf dem Programm. Aber das kann man ja auch mit dem Auto machen - wenn es nicht anders geht. Nach der Besichtigung des Domes schloss sich bei dem jetzt verstärkt einsetzenden Landregen eine 40 minütige Stadtrundfahrt im Nibelungen-Express an, bei der wir über die Sehenswürdigkeiten Xantens aufgeklärt wurden. Die Strecke führte über die Römer-, Dom- und Siegfriedstadt.
Anschließend ging es zur Viller Mühle, die 1870 erbaut wurde. Die Mühle wurde von dem Puppenspieler Heinz Bömler als Museum, Veranstaltungsort und Markt der vergessenen Waren eingesetzt.
Antje Thimm schrieb in der RPonline über Herrn Bömler:
Ein „Zauberwort“ des Heinz Bömler ist „Marketing“. „Nicht das, was einer kann, sondern wie er es vermarktet, ist das Geheimnis des Erfolgs“, sagt der „wahnsinnige“ Puppenspieler und Hausherr der Viller Mühle zwischen Hommersum und Kessel. An beiden Pfingsttagen hielt er für die Besucher des Mühlengeländes stündlich eine Mischung aus unterhaltsamem Vortrag, Kasperletheater und Businesscoaching.
Viele Museumsdirektoren, die über zu wenige Besucher klagten, könnten von ihm lernen, so Bömler. „Schütte Müll auf einen Haufen und tanze darum herum, dann kommen die Leute, ihr seid der Beweis“, erklärte er seinen Zuhörern. Wieder einmal waren sie zu Hunderten gekommen, um den „Müll“, der eigentlich eine Riesensammlung von Kuriositäten und alter Dinge, die Erinnerungen wecken, zu sehen und zu entdecken. „Hier ist gestern“, sagt der Puppenspieler, der auch überzeugt ist, dass der „Müll von heute die Antiquität von morgen“ ist.
Tatsächlich ist der Besuch der Viller Mühle eine Zeitreise: alte Warenschilder, vergessene Namen, die größte Großspielzeug-Sammlung der Welt, und vor allem ein Ort, an dem ganz vernünftige Erwachsene wieder Kinder sind, in einen Schornstein kriechen und dort einen Luftballon steigen lassen.
Während der Führung wurde uns bewusst, dass er die Fähigkeit besitzt, wirklich aus "Allem" Geld zu machen!
Dienstag, 13. 7. 2017
Am letzten Tag hatten wir uns eine 50km lange Rundtour über Kranenburg und Kleve vorgenommen.
Über Asperden und Kessel erreichten wir den Reichswald, das größte zusammenhängende Waldgebiet Nordrhein-Westfalens. Der Name Reichswald wird erstmals in der Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnt, als dieser Bereich zur Kaiserpfalz in Nimwegen (Nijmegen-Niederlande) gehörte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Wald durch Rodungen immer weiter verkleinert. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden auf diese Weise die Orte Reichswalde (Kleve) und Nierswalde (Goch).
Kranenburg liegt zwischen dem Reichswald und der Düffel - einem großen Naturschutzgebiet. Der historische Ortskern lädt förmlich zum Verweilen und Genießen und zum Besuch der Cafes ein. Wir entschieden uns für die Bäckerei Derks, von deren Außengastronomie wir einen wunderschönen Blick auf den Ortskern hatten. Man sollte nicht versäumen, mit dem Fahrrad über die Stadtmauer Wanderstraße/ Rütterswall um den Ort zu fahren und dabei die restaurierten Reste der alten Stadtmauer aus der Zeit um 1400 anzusehen. Hierbei sticht insbesondere der von den ehemaligen vier Türmen besterhaltenste Mühlenturm hervor.
Auf der Tour nach Kleve kann man schon aus der Entfernung die Schwanenburg erkennen. Im Schwanenturm ist das von vielen Besuchern angesteuerte Geologische Museum untergebracht. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, den Turm zu besteigen - und es nicht bereut.
Die Rückfahrt nach Goch führt uns an dem britischen Ehrenfriedhof, dem größten Kriegsgräberfriedhof des Commonwealth in Deutschland vorbei. Nachdem man das Gelände betreten hatte und durch die Gräberreihen schritt, stellte sich bei allen ein beklemmendes Gefühl ein. Es entstand betretenes Schweigen und die Sorgen des Alltags waren plötzlich gegenstandslos.
Ich kann nur jedem unzufriedenen Menschen raten, diesen oder einen ähnlichen Ort aufzusuchen und auf sich einwirken zu lassen. Er wird mit anderen Gefühlen nach Hause gehen und sich bewusst werden, welch ein Glück ihm beschert wurde, dass er in einer anderen Zeit aufwachsen durfte.
R.B.